Liebe Leser*innen,
die Beschaffung, Verarbeitung und das Recycling kritischer Rohstoffe in Europa sowie die Sicherung der Lieferketten sind zentrale Herausforderungen, um die Klima- und Digitalziele der Europäischen Union (EU) zu erreichen. Kritische Rohstoffe sind für eine ganze Reihe strategischer Sektoren von entscheidender Bedeutung: Sie spielen eine wesentliche Rolle bei der grünen Transformation, etwa bei der Herstellung von Solarzellen, Windturbinen und Elektroautos. Infolgedessen wird die Nachfrage in den kommenden Jahren sprunghaft steigen. Insbesondere der Bedarf an Lithium dürfte in der EU bis 2030 um das Zwölffache anwachsen – und weltweit bis 2050 sogar um das 90-fache. Europa ist allerdings zu stark von Rohstoffimporten aus anderen Ländern abhängig. Daher hat die Europäische Kommission in ihrem Vorschlag für die Europäische Verordnung zu kritischen Rohstoffen (Critical Raw Materials Act, CRMA) ein umfassendes Maßnahmenpaket vorgelegt, um den Zugang der EU zu einer sicheren, diversifizierten, bezahlbaren und nachhaltigen Versorgung mit kritischen Rohstoffen zu gewährleisten. Vor diesem Hintergrund – und als direkte Reaktion auf den Vorschlag für den CRMA – hat die CLG Europe's Materials & Products Taskforce in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut einen Report zum dringenden Bedarf an mehr Kreislaufwirtschaft auf dem EU-Markt für kritische Rohstoffe veröffentlicht. Der Report mit dem Titel "Embracing Circularity: A Pathway for Strengthening the Critical Raw Materials Act" fußt auf einer evidenzbasierten Studie, die das Wuppertal Institut innerhalb des EmCi-Projekts durchgeführt hat. Sie legt nahe, dass eine Kreislaufwirtschaft in der EU dazu beitragen würde, die Versorgungssicherheit bei kritischen Rohstoffen zu erhöhen. Kreislaufwirtschaft erfordert eine gezielte Umstellung auf ein "Reuse-Modell", das eine Schlüsselrolle bei der Steuerung der Versorgung spielen könnte. Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, sagte: "Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und COVID19 haben die hohe Verletzlichkeit Europas deutlich gemacht, vor allem bei der Rohstoffversorgung, die heute zu großen Teilen auf Importen beruht. Die EU hat zwar grundsätzlich das Potenzial, unabhängiger von Importen zu werden. Teilweise wäre das aber mit höheren Rohstoffpreisen verbunden – und zusätzliche Bergbauaktivitäten führen zwangsläufig zu Eingriffen in Natur und Landschaft. Kreislaufwirtschaft ist die bessere Alternative: Sie kann helfen, benötigte Materialien effizienter bereitzustellen und den Abbau von Primärrohstoffen auf ein Minimum zu begrenzen. Wenn die Politik dafür einen klaren Rahmen setzt, kann das die Basis sein für hohe Versorgungssicherheit und eine umweltfreundliche, sozialverträgliche Wirtschaftsweise." |